Die Welt ist kein Machwerk und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch. Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist man den Tieren schuldig.
-- Arthur Schopenhauer

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Veröffentlicht am in Infostände

Soli-Infostand für Pferd Sissi vom Antitierbenutzungshof

Sissi ist eine der Bewohnerinnen des Antitierbenutzungshofes. Sie benötigt dringend eine aufwendige Operation, um eine Fehlstellung ihres rechten Vorderbeines zu beheben. Im Rahmen eines Soliwochenendes veranstalten wir in Stuttgart einen Stand für Sissi.

Wir klärten die Passanten über ihre Situation auf und verkauften gegen Spende kleine Glücksbringer, Kekse sowie Rosen an die Besucher des Infostandes. Mittels vier großer Plakate machten wir über Sissis Leiden aufmerksam, zahlreiche Menschen blieben stehen und lasen den Text über Sissi durch.

Hintergründe zu Sissis Fehlstellung und die Möglichkeiten, ihr zu helfen

Sissi hat im rechten Vorderbein schon lange Arthrose, was auch der Grund war weshalb sie damals geschlachtet werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt und bis zum Sommer 2009 war das noch kein wirkliches Problem da sie quasi einschränkungsfrei leben konnte. Doch dann fing es an, dass ihre Trachten (hinterer Hufbereich) länger wurden, was die örtliche Pferdeklinik als Nervenproblem diagnostizierte. Es hieß, dass ein fehlgeleiteter Nerv zu einer Verkürzung der Sehnen und Bänder führen würde, wodurch das Bein im unteren Bereich (ab dem Fesselgelenk) nach hinten hochgezogen würde. Solche Fälle hätten sie schulmedizinisch schon mehrmals erfolglos behandelt, weswegen uns alternative Behandlungsmethoden wie Wärmebehandlung, ein bestimmtes Gel, Massagen sowie Akupunktur empfohlen wurden. All das haben wir über viele Monate hinweg angewendet, ohne die geringste Besserung zu erreichen, im Gegenteil: Sissis Fehlstellung wurde schlimmer und schlimmer. Die ganze Zeit über hatte sie schon ein orthopädisches Hufeisen welches, ebenfalls die Verschlechterung ihres Zustands nicht stoppen konnte.

Anfang 2010 fuhren wir dann mit Sissi nach München, wo ein bekannter Pferdeexperte insbesondere für Nervenprobleme (Tamme Hanken) einen Untersuchungstermin für Pferde anbot. Doch er teilte uns mit, dass Sissi gar kein

 

Nervenproblem habe, sondern einfach aus irgendeinem Grund (vielleicht wegen ihrer Arthrose) Schmerzen im hinteren Hufbereich (Trachten) hatte und so nur noch die Hufspitze belastet hatte, was automatisch zu einer Verkürzung der Sehnen und Bänder führte, ... Er sagte, dies komme bei Kaltblutpferden manchmal vor und müsse von Anfang an mit einem ganz speziellen Hufeisen behandelt werden. Bei Sissi sei es dafür sicherlich schon zu spät. Wir haben ihr daraufhin trotzdem von unserem Hufschmied ein solches Hufeisen (ein sogenanntes Schnabelhufeisen) verpassen lassen, wodurch sie besser laufen konnte, das Problem aber nicht behoben wurde.
Seitdem ist Sissis Zustand nahezu unverändert geblieben mit tendenziell stetiger leichter Verschlechterung. Sissi schont das betroffene Bein ständig, wodurch insbesondere das linke Vorderbein übermäßig belastet wird und die Gefahr einer Belastungshufrehe besteht, wodurch sie gar nicht laufen könnte und wir sie töten lassen müssten. Auch wird im jetzigen Zustand bei jedem Schritt das untere Gelenk des betroffenen Beins überbelastet, was für sie sehr unangenehm ist. Die Überbelastung versucht sie durch häufigeres Hinlegen auszugleichen. Beim Laufen verlagert sie einen Teil des Gewichts, das die Vorderbeine tragen müssten, auf die Hinterbeine. Ihr Überleben ist sogar auf kurze Dauer unmöglich, da ihr Zustand sich verschlechtert und bereits jetzt von vielen gefordert wird, dass wir sie töten lassen ("erlösen"). Was wäre unser Hof für ein Ort, wenn ein befreites Tier, welches in unserer Gemeinschaft lebt, wegen eines Beinproblems (wo es doch eine Lösung gibt, die das Beinproblem beheben kann) getötet würde?
Durch Zufall erfuhren wir, dass es in den USA mehrere Pferde mit professionellen Beinprothesen gibt. In Deutschland gibt es das noch gar nicht und gilt als unmögliche Tierquälerei, da Pferde viel zu schwer seien und so etwas einfach nicht möglich sei. Dabei sind die Pferde (von Ponys bis hin zu Großpferden) mit Prothesen in den USA eine Tatsache, sie kommen sehr gut zurecht und können teilweise sogar galoppieren. Glücklich darüber, eine Lösung für Sissi gefunden zu haben, stießen wir durch auf den Tierorthopäden Dieter Pfaff. Er wäre in der Lage, eine Prothese für Sissi anzufertigen, mit der sie ihr Bein wieder voll belasten und gut laufen könnte.
Eine solche Prothese würde mit Operation ca. 13.000 Euro kosten.
Im Herbst 2010 hatten wir zu einer diesbezüglichen Untersuchung bereits einen Termin in der Pferdeklinik Starnberg, welche im Gegensatz zu unserer örtlichen Pferdeklinik offen für eine derartige Operation ist. Leider stießen wir auf das große Problem, da Sissis sich - trotz mehrstündiger Mühen - strikt weigerte, den Pferdeanhänger zu betreten. Wir wollten Sissi danach einige Zeit Ruhepause gönnen, und als wir im dann schon eingebrochenen Winter mit einem Verladetraining beginnen wollten, wurde uns aufgrund erhöhter Rutschgefahr (wegen Glätte) davon abgeraten.
Inzwischen hat der Antitierbenutzungshof (anlässlich des bevorstehenden Transports von Sissi) ein eigenes Zugfahrzeug zum Ziehen des Pferdeanhängers (zuvor mussten wir uns für diesen Zweck einen Leihwagen mieten).
Wir haben es nun geschafft, dass Sissi in den Pferdeanhänger geht und waren vom 26. bis zum 27.04. mit ihr in der Tierklinik Starnberg. Die dortige Untersuchung hat ergeben, dass Sissi auf jeden Fall eine Prothese benötigt (die zuvor angedachte Idee einer Orthese lässt sich leider aufgrund der zu weit fortgeschrittenen Schädigung des Beins nicht realisieren).
Es ist geplant, dass Sissi vom Pferdechirurg der Tierklinik Starnberg, Dr. Röcken, welcher auch in Gießen tätig ist, an der Gießener Uniklinik Sissi operieren wird und dort dann durch den Tierorthopäden Dieter Pfaff die Prothese angepasst wird. Momentan beschäftigt sich der Pferdechirurg noch ausführlich mit der Operationsmethode, wozu er sich Informationen von PferdechirurgInnen aus den USA, die solche Operationen bereits durchgeführt haben, besorgt.

Weitere Informationen: www.antitierbenutzungshof.de/helfen/sissi.html

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